Hast du anhaltend (seit mindestens sechs Monaten) häufig (an den meisten Tagen) starke Anspannung, Besorgnis und Befürchtungen in Bezug auf mehrere Ereignisse? Erlebst du diese Gedanken als schwer kontrollierbar? Treten bei dir zusätzlich Symptome auf wie...
... dann kann es sein, dass du unter einer generalisierten Angststörung (GAS) leidest. Personen mit einer GAS sorgen sich oft um vielfältige Themen wie den Beruf, die eigene Gesundheit, die Gefährdung von Familienmitgliedern durch einen Unfall oder Krankheit, finanzielle Angelegenheiten und alltägliche geringfügige Dinge (z.B. Zuspätkommen bei Terminen).
Es könnte sein, dass ich irgendwann arbeitslos werde, eine Krankheit bekomme, oder meiner Familie etwas Schlimmes passiert...
Unter Sorgen versteht man „einen speziellen Zustand des kognitiven Systems, darauf ausgerichtet, mögliche zukünftige Gefahr zu antizipieren. Eventuelle aversive Ereignisse und Ausgänge werden durchgespielt, während gleichzeitig versucht wird, sie zu vermeiden […]. [Somit] ähneln [Sorgen] in manchen Aspekten dem Problemlösen. Allerdings wird die mögliche Gefahr, statt zu befriedigenden Ergebnissen zu gelangen, immer wieder [gedanklich] durchgespielt, ohne dass eine Lösung gefunden wird“ übersetzen Becker et al. (2016) die Definition von Mathews (1990).
Durch ihre Sorgen sind Personen mit einer GAS oft sehr angespannt. Deswegen versuchen sie, ihre Sorgen zu kontrollieren, zum Beispiel indem sie Sorgenthemen vermeiden. Dieser Kontrollversuch funktioniert aber nicht langfristig.
Dysfunktionale Vermeidung ist der Kernprozess bei Angststörungen. Die Kontrolle von Sorgen ist das Problem bei der GAS. Bei einer Verhaltenstherapie können Patient*innen lernen, anders als bisher mit Befürchtungen umzugehen. Wichtige Bestandteile einer Verhaltenstherapie können sein:
Auch Metakognitionen (wiki/Metakognition) können eine Rolle spielen bei der Entstehung der GAS. Metakognitionen sind Gedanken über Gedanken oder im Fall der GAS Annahmen über Sorgen. Betroffene mit einer GAS können Metakognitionen haben wie: »Die Sorgen machen mich krank« (negative Metakognition) oder aber »Indem ich mir Sorgen mache, bin ich gut gerüstet, wenn die Katastrophe eintritt« (positive Metakognition). Beide Arten von Metakognitionen wirken sich aufrechterhaltend auf die GAS aus.
Bei der metakognitiven Therapie (wiki/Metakognitive_Therapie) geht es weniger um den Inhalt der Sorgen, sondern um den Sorgenprozess, also das Sich-Sorgen. Patient*innen mit einer GAS können "losgelöste Achtsamkeit" lernen. Damit ist das Wahrnehmen und distanzierte Beobachten von Gedanken auf der Metaebene gemeint.
Schmidt-Traub, S. (2017): Generalisierte Angststörung. Ein Ratgeber für übermäßig besorgte Menschen
Für die interessierte Öffentlichkeit gibt es einen Vortrag über Angststörungen von Prof. Dr. Marcel Romanos aus dem Jahr 2021 für die DGKJP.
Die bisheriger Leitlinie "Angststörungen" (gültig bis 2019) besagt: Patient*innen mit einer generalisierten Angststörung soll angeboten werden:
Becker, E.S. & Margraf, J. (2016): Generalisierte Angststörung. Ein Therapieprogramm
Simons, M. (2018): Metakognitive Therapie mit Kindern und Jugendlichen
Butler, G., Fennell, M., Hackmann, A. (2010): Cognitive-Behavioral Therapy for Anxiety Disorders. Mastering Clinical Challenges