Geschlecht ist ein ungenauer Begriff, da es mehrere Geschlechtsebenen gibt. Zumindest folgende Komplexität ist notwendig:
Das nachfolgende Bild zeigt die mögliche Vielfalt in Bezug auf Gender-Identität, Gender-Ausdruck, biologisches Geschlecht und sexuelle Orientierung.
Traditionell wurde die Geschlechtszugehörigkeit eines Menschen ganz einfach von einem einzigen Kriterium abhängig gemacht: Ein Blick auf die Geschlechtsorgane und schon hatte man die Antwort, weitere Diskussionen erübrigen sich. Dieses Modell ist sehr beliebt und attraktiv, da es so einfach ist und weil es vermeintlich biologisch eindeutig ist. Er wurde angenommen, es gebe eine strenge, biologisch bedingte Grenze zwischen männlich und weiblich. Diese konventionellen Zuschreibungen sind seit einigen Jahren im Wandel: Wie schon oben erwähnt hat Geschlecht mehrere Ebenen.
Auch in der Medizin und Psychotherapie haben sich Diagnosen, Klassifikationen, Begriffe und Konstrukte von der Geschlechtlichkeit des Menschen verändert (Preuss 2019). Mittlerweile gilt die Vielfalt in Bezug auf das Geschlechtsidentitätsempfinden und die Ausdrucksweise der Geschlechtsidentität als normal und positiv. Dasselbe gilt für eine gleichgeschlechtliche sexuelle Orientierung und gleichgeschlechtliches sexuelles Verhalten (vgl. die Resolution der American Psychological Association).
Als Geschlechtsnichtkonformität bezeichnet man es, wenn sich die Geschlechtsidentität, Geschlechtsrolle oder der geschlechtliche Ausdruck einer Person von den gesellschaftlichen Normen, die von Menschen eines bestimmten Geschlechts erwartet werden, abweichen.
Geschlechtsdysphorie meint das Unbehagen oder Leiden, das aus der Diskrepanz zwischen dem Geschlechtsidentitätserleben einer Person und ihrem bei Geburt zugewiesenen Geschlecht (sowie der dazugehörigen Geschlechtsrolle und/oder der
primären und sekundären Geschlechtsmerkmale) resultiert.
Nicht alle geschlechtsnichtkonforme Menschen erleben irgendwann in ihrem Leben Geschlechtsdysphorie.
In Bezug auf die Geschlechtsidentität und die sexuelle Orientierung gibt es in diesen Klassifikationssystemen verschiedene Diagnosen, die nachfolgend dargestellt sind. Wichtig zu wissen ist, dass durch die Klassifikationssysteme nicht Menschen als "gestört" gelten; "Störungen" gehen auf einen Leidensdruck einer Person oder Einschränkungen im Leben dieser Person zurück. Eine Störung kann beispielsweise vorliegen, wenn bei bei einem Menschen die Geschlechtsdysphorie ein großes Ausmaß annimmt.
Im nachfolgenden geht es nicht um die Thematik, die als Variation der geschlechtlichen Entwicklung bezeichnet werden kann (sogenannte Intergeschlechtlichkeit, Intersexualität), also die Inkongruenz zwischen Geschlechtschromosomen, Genitale bzw. Gonaden. Gute Artikel zu diesem Thema erschienen bei SPEKTRUM. Claire Ainswort (2015): Intersexualität. Die Neudefinition des Geschlechts (Übersetzung des Papers in Nature). Olaf Hiort (2021): Gibt es mehr als zwei Geschlechter?
Die ICD-10 nennt unter der Überschrift Störungen der Geschlechtsidentität die Diagnose Transsexualismus (F64.0 ICD-10):
Diese Diagnose (F64.2 ICD-10) kann gestellt werden bei Kindern vor der Pubertät, die anhaltend und stark das Zuweisungsgeschlecht ablehnen und sich dem anderen Geschlecht zugehörig fühlen.
Das bloße Abweichen von kulturellen Geschlechtsstereotypien (stereotyp "mädchenhaftes" / "jungenhaftes" Verhalten) fällt nicht unter diese Kategorie.
Keineswegs alle Kinder, die eine Geschlechtsdysphorie vor der Pubertät zeigen, erleben diese auch noch im Jugend- oder Erwachsenenalter. Andererseits findet man bei geschlechtsatypischen Verhaltensweisen im Kindesalter nicht selten eine gleichgeschlechtliche sexuelle Orientierung im Erwachsenenalter.
Unter der Diagnose Sexuelle Reifungskrise beschreibt die ICD-10 (F66.0) Personen, meist Heranwachsende, die unter Unsicherheit leiden hinsichtlich der Geschlechtsidentität und/oder der sexuellen Orientierung.
Zur Erklärung: Traditionell wurde die sexuelle Orientierung in grobe Kategorien eingeteilt: heterosexuell, homosexuell, bisexuell. In Wirklichkeit gibt es eher eine Bandbreite sexueller Orientierungen anstelle eindeutiger Kategorien. Weitere Kategorien sind beispielsweise pansexuell (so definieren sich u. a. Menschen, für die das Geschlecht ihrer Sexualpartner*innen kaum eine Rolle spielt) oder asexuell (so definieren sich u. a. Menschen, die kein Interesse an sexuellen Kontakten verspüren).
Das Leiden an der eigenen sexuellen Orientierung kann nach ICD-10 als ichdystone Sexualorientierung gesehen werden. Dabei ist zu überlegen, dass die Hetero-Normativität der Gesellschaft dazu beitragen kann, dass z.B. ein homosexuell orientierter Mensch seiner Homosexualität ablehnend gegenüber steht. Auch der soziokulturelle Hintergrund kann dazu beitragen, dass z.B. Homosexualität abgelehnt wird.
Im Mai 2019 wurde die finale Fassung der ICD-11 veröffentlicht. Am 1.2.2022 trat sie offiziell in Kraft. Es wird aber davon ausgegangen, dass es noch viele Jahre dauern wird, bis sie wirklich in deutschen Arztpraxen, Krankenhäusern und Psychotherapiepraxen angewendet wird zur Klassifikation.
Die WHO hat in der ICD-11 Änderungen vorgenommen: Transsexualismus gibt es nicht mehr als Diagnose. Als neues Phänomen, das mit der Gesundheit in Verbindung steht, wurde Geschlechtsinkongruenz (gender incongruence) aufgenommen. Dies ist die Diskrepanz zwischen dem empfundenen Geschlecht und den körperlichen Geschlechtsmerkmalen. Während Transsexualismus noch im Kapitel "F" der ICD-10 ausgeführt war, dem Kapitel für "Psychische Störungen", findet sich Geschlechtsinkongruenz gar nicht mehr im entsprechenden Kapitel 6 der ICD-11. Stattdessen wird Geschlechtsinkongruenz aufgeführt in Kapitel 24 der ICD-11: Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen oder zur Inanspruchnahme des Gesundheitswesens führen. Die deutsche Übersetzung der ICD-11 besagt:
Genderinkongruenz ist durch eine ausgeprägte und anhaltende Inkongruenz zwischen dem empfundenen Geschlecht und dem zugewiesenen Geschlecht gekennzeichnet. Geschlechtsvariante Verhaltensweisen und Vorlieben allein sind keine Grundlage für die Zuweisung von Diagnosen in dieser Gruppe.
Das DSM-5 besagt, es handelt sich nicht um eine psychische Problematik, wenn die Geschlechtsidentität (experienced gender) bzw. die Geschlechtsrolle (expressed gender) abweicht von dem, was durch die körperlichen Geschlechtsmerkmale erwartet wäre.
Die Diagnose Geschlechtsdysphorie (gender dysphoria) wird nur gestellt, wenn sich aufgrund der ausgeprägten Inkongruenz zwischen dem erlebten / ausgedrückten Geschlecht und dem zugewiesenen Geschlecht ein bedeutsamer Leidensdruck bzw. eine bedeutsame Beeinträchtigung des Lebens entwickelt. Das DSM-5 unterscheidet die Geschlechtsdysphorie bei Kindern von der Geschlechtsdysphorie bei Jugendlichen und Erwachsenen.
Personen, deren Geschlechtsidentität nicht eindeutig männlich oder nicht eindeutig weiblich ist, also non-binär ist, haben nach dem DSM-5 keine psychische Problematik.
Es wird darüber berichtet, dass die Behandlungszahlen bezüglich Geschlechtsdysphorie deutlich gestiegen seien in den letzten Jahren. Dies werde international berichtet, es gelte aber auch für die Spezialambulanzen in Berlin, Hamburg-Eppendorf, Frankfurt am Main und München.
Es ist nicht einfach, zuverlässige Zahlen und Häufigkeiten zu benennen über GIK / GD. Betrachtet man die Inanspruchnahme von Gesundheitsdiensten in einer Metaanalyse, zeigt sich eine Häufigkeit von 4 bis 5 von 100.000 Menschen bezüglich einer Geschlechtsdysphorie. Olyslager und Conway (2007) hingegen geben eine Mindestprävalenzrate transidenter Menschen von 1:500 an; damit gäbe es in Deutschland mindestens 160.000 transidente Menschen.
In Bevölkerungsumfragen gaben zwischen 1,1% bzw. 0,8% der Befragten Geschlechtsinkongruenz in einer Onlinebefragung in den Niederlanden an. Das Bundesamt für Justiz veröffentlicht eine Statistik darüber, wie viele Menschen z.B. ihren Vornamen und die Geschlechtszugehörigkeit nach dem Transsexuellengesetz verändert haben. Im Jahr 2016 waren dies ca. 1900 Menschen, im Jahr 2018 waren es ca. 2100 Menschen.
Meyenburg et al. (2020) berichten über erhebliche Veränderungen des Geschlechterverhältnisses (Sexratio) bei Transidentität im Jugendalter: Transidentität im Jugendalter komme heute vor allem bei geburtsgeschlechtlichen Mädchen vor. Sie berichten von einem Verhältnis von 10:1.
Die ansteigende Zahl behandlungssuchender transidenter Menschen führte zu anhaltenden Kontroversen. Gestritten wurde, ob es sich bei der GIK / GD um eine "Modediagnose" handelt (z.B. 2018 in der ÄrzteZeitung). Meyenburg et al. (2020) fassen unter den Begriffen "Befreiungsnarrativ" und "Verführungsnarrativ" zwei Sichtweisen über die Ursachen von GIK / GD zusammen, die in ihrer reinen Form "militant" und "ideologisch" seien.
Im Jahr 2022 reichte die Kontroverse über das Gesundheitssystem hinaus in die breite Öffentlichkeit hinein: In einem Artikel werfen fünf Autor*innen (Rieke Hümpel, Uwe Steinhoff, Antje Galuschka, Alexander Korte, Marie Luise Vollbrecht) dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk vor, "unsere Kinder" zu "indoktrinieren. Alice Schwarzer veröffentlichte mit Chantal Louis ein Buch, das vor einem Transhype warnt; auch das geplante Selbstbestimmungsgesetz sei eine "Katastrophe".
Daraufhin gab es einen Eklat um eine der Autor*innen dieses Artikels, Marie Luise Vollbrecht: In der Fortpflanzungsbiologie gebe es per Definition nur zwei Geschlechter wegen den Keimzellen (Gameten): Spermium und Eizelle; alles andere sei eine Gender-Frage; trans, inter und nicht-binäre Menschen gebe es nicht aus Sicht der Biologie, das seien soziale Geschlechterrollen. "Mir ist diese Unterscheidung deswegen so wichtig, weil die Auswirkungen der sprachlichen Verzerrung folgenschwer sind", sagte sie in der ZEIT. Marie Luise Vollbrecht beklagt die ungenaue Wortwahl, wenn über "Geschlecht" gesprochen werde; dann nutzt sie selbst Begriffe, die ungenau wirken: Das Thema Geschlecht sei ein "Kriegsschauplatz" geworden. Sie insinuiert meinem Verständnis nach: Die Biologie sei eine exakte Naturwissenschaft und sie präsentiere lediglich den eindeutigen wissenschaftlichen Konsens, der in jedem Grundschulbuch stehe. Das sieht der Biologe Heinz-Jürgen Voß anders, wenn er Definitionen als historische Konstrukte darstellt, deren Kontext man kennen müsse. Seine Dissertation, für die er ausgezeichnet wurde, behandelt die Dekonstruktion des Geschlechts aus biologisch-medizinischer Perspektive.
Gestritten wird auch um die Frage einer frühzeitige Behandlung bei Kindern. Oftmals kommt Alexander Korte bei medialen Berichterstattungen zu diesem Thema zu Wort. Er ist Kinderpsychiater an der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universität München. Er äußerte sich z.B. kritisch zum Einsatz von Pubertätsblockern - eine Ansicht, welche nicht unwidersprochen bleibt, z.B. durch das Queer Referat an der Charité. Georg Romer, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Uni-Klinik-Münster dagegen erklärt das Irreversibilitäts-Dilemma: Eine geschlechtsangleichende Behandlung im Jugendalter hat irreversible Folgen, keine geschlechtsangleichende Behandlung im Jugendalter hat ebenfalls irreversible Folgen.
Die medizinische / psychotherapeutische Versorgung von trans Menschen findet in einem Spannungsfeld statt: Dieses Spannungsfeld ergibt sich traditionell durch die Befürchtung von behandelnden Ärzt*innen und Psychotherapeut*innen, Fehler bei der diagnostischen Festlegung zu machen. Eine solche Festlegung wird oft angesehen als Weichenstellung für oder gegen medizinische, körpermodifizierende Maßnahmen. Diese Sorge, Fehlentscheidungen zu treffen ist umso größer, wenn Patient*innen noch minderjährig sind.
In Deutschland gibt es nur ein paar wenige spezialisierte diagnostische Angebote. Dazu zählt die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Dort gibt es ein spezialisiertes Sprechstundenangebot für Kinder und Jugendliche mit GD. Dort beginnt das Beratungs- und Behandlungsangebot <<mit einer ausführlichen und zeitintensiven Diagnostik>> (Herrmann et al. 2021). <<Da keine geeigneten diagnostischen Instrumente existieren, basiert die diagnostische Einschätzung einer GD in der Hamburger GIS auf den langjährigen klinischen Erfahrungen von auf die GD-Thematik spezialisierten Ärzt_innen, Psycholog_innen und Psychotherapeut_innen>> (ebd.).
Die S3-Leitlinie zur Diagnostik, Beratung und Behandlung von Geschlechtsinkongruenz, Geschlechtsdysphorie und Trans-Gesundheit im Erwachsenenalter besagt, dass die Dauer und der Zeitaufwand für die initiale Diagnostik der GIK / GD fallbezogen variabel ist.
Dort heißt es weiter, dass die Feststellung der Diskrepanz zwischen Geschlechtsidentität / Geschlechtsrolle und Zuweisungsgeschlecht zunächst von der behandlungssuchenden Person selbst getroffen wird. Es gebe keine objektiven Beurteilungskriterien, die den Behandelnden dafür zur Verfügung stünden.
Gleichwohl sei eine umfassende Diagnostik mit ganzheitlicher Betrachtung der behandlungssuchenden Person notwendig, um im gemeinsamen Dialog eine individuelle Lösung finden und zuverlässige Prognosen stellen zu können. Die erste Säule einer umfassenden Diagnostik ist die ausführliche Anamneseerhebung der psychosexuellen Entwicklung.
Dazu gehören:
Die zweite Säule besteht aus mehreren Bereichen:
Studien zeigen, dass bei Behandlungssuchenden mit GIK / GD die Rate an psychischen Störungen (z.B. für eine Depression oder Angststörung) erhöht ist. Beispielsweise fand eine Studie eine erhöhte Rate an Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) mit einer <<etwa drei- bis fünfmal höheren Prävalenz von ASS als es für die Allgemeinbevölkerung von Kindern und Jugendlichen (ohne GD) beschrieben wird>> (Herrmann et al. 2021). Dies kann sich auf die Behandlung der GD auswirken: <<Jugendliche mit einer zusätzlichen ASS-Diagnose wurden signifikant seltener körpermedizinisch behandelt als die Gleichaltrigen mit GD, aber ohne ASS-Diagnose>> (ebd.).
Im Rahmen der Diagnostik sollte geklärt werden, ob eine psychische Störung vorliegt und ob sie reaktiv zur oder unabhängig von einer GIK / GD ist.
Die Leitlinie Geschlechtsinkongruenz, Geschlechtsdysphorie und Trans-Gesundheit für das Erwachsenenalter besagt: Psychotherapie soll nicht ohne spezifische Indikation angewandt werden. Psychotherapie soll keinesfalls als Voraussetzung für körpermodifizierende Behandlungen gesehen werden. Andererseits kann eine Psychotherapie bei Bedarf hilfreich sein. Ziele einer Psychotherapie können sein:
Der Weltverband für Transgender-Gesundheit World Professional Association for Transgender Health (WPATH) betont, dass es große individuelle Unterschiede gibt bezüglich der Ausprägung der Geschlechtsinkongruenz und der Geschlechtsdysphorie. Das Ziel aller Maßnahmen soll sein, das Inkongruenzerleben und den Leidensdruck zu verringern.
Ob und welche Behandlung infrage kommt, richtet sich einerseits nach den persönlichen Bedürfnissen der Behandlungssuchenden im Einzelfall und andererseits nach der evidenzbasierten Wirksamkeit von Behandlungsmaßnahmen. Beispielsweise wünscht nicht jeder trans Mensch eine körperliche Behandlung. Auch ist davon auszugehen, dass nicht ausschließlich körperbezogene Behandlungen die Lebensqualität und das Kongruenzerleben verbessern, sondern psychosoziale Faktoren ebenfalls einen bedeutsamen Einfluss darauf haben. Gleichzeitig ist es so, dass im Allgemeinen körperbezogene Behandlungen das Kongruenzgefühl verbessern können.
Seit vielen Jahren warten Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen auf die angekündigte S3-Leitlinie Geschlechtsdysphorie im Kindes- und Jugendalter. Mit Stand von Februar 2023 wurde diese leider noch nicht veröffentlicht. Somit gibt es lediglich einzelne Veröffentlichungen für die Diagnostik und Behandlung von GIK / GD für das Kindes- und Jugendalter.
Falls sich ein trans Mensch für körperverändernde Maßnahmen entscheidet, stellt sich die Frage nach der Kostenübernahme durch die gesetzliche Krankenversicherung. Das Bundessozialgericht hatte 1987 entschieden, dass die Krankenversicherung solche körperlichen Behandlungen nur bezahlen soll, wenn psychiatrische / psychotherapeutische Maßnahmen 'erfolglos' unternommen wurden. Der Medizinische Dienst der Krankenkassen hat in den Jahren 2009 und 2020 eine Begutachtungsanleitung erstellt.
Für die Kostenübernahme geschlechtsangleichender Maßnahmen mussten laut "Begutachtungsanleitung" aus dem Jahr 2009 erfolgen und beschrieben sein:
Zeitkriterien im Regelfall seien:
Die neue Begutachtungsanleitung Geschlechtsangleichende Maßnahmen bei Transsexualismus erhöht die Anforderungen vor der Kostenübernahme geschlechtsangleichender Maßnahmen durch die Gesetzliche Krankenversicherung:
Die „Standards der Behandlung und Begutachtung von Transsexuellen“ (Becker et al., 1997) von der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung, der Akademie für Sexualmedizin und der Gesellschaft für Sexualwissenschaft sind seit jeher für den Medizinischen Dienst maßgeblich. In diesen "Standards" finden sich Angaben, welche überholt sind laut evidenzbasierter S3-Leitlinie.
Stephanie Brill / Rachel Pepper (2016): Wenn Kinder anders fühlen - Identität im anderen Geschlecht. Ein Ratgeber für Eltern. reinhardt-verlag.de | socialnet-Rezension
Hochschulambulanz für Sexualmedizin der Charité Berlin. Hier finden Sie einen Flyer
In Berlin gibt es die Beratungsstelle Queer Leben für Inter*, Trans* und queer lebende Menschen jeden Alters, ihre Eltern und Angehörigen.
Das Jugendnetzwerk Lambda bietet ein queeres Jugendhaus in Berlin für junge Lesben, Schwule, Bi-, Trans* und Inter* zwischen 14 und 27 Jahren.
Der Verband für lesbische, schwule, bisexuelle, trans*, intersexuelle und queere Menschen in der Psychologie bietet Informationen auf www.vlsp.de
Die Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität findet man auf www.dgti.org
Die Interessenvereinigung für Menschen mit Transidentität sowie Ihre Partner und Angehörigen Berlin & Brandenburg bietet in Berlin eine Selbsthilfegruppe Transidentität
Unterstützung besonders für lesbische, schwule, bisexuelle, transsexuelle und transgender Migrantinnen und Migranten bietet GLADT e.V.
Der Verein Trans-Kinder-Netz Trakine unterstützt Menschen, die mit dem Thema trans* bei Kindern und Jugendlichen zu tun haben.
Der britische Gender Identify Development Service unterstützt Kinder, junge Menschen und ihre Familien bei Schwierigkeiten in der Entwicklung der Geschlechtsidentität.
Durch das allgemeine Gleichbehandlungsgesetz haben Menschen die Möglichkeit, sich gegen Diskriminierung in Bezug auf ihre geschlechtliche Identität wehren.
Meyenburg, Bernd (2020): Geschlechtsdysphorie im Kindes- und Jugendalter. kohlhammer.de
Preuss, Wilhelm F. (2019): Geschlechtsdysphorie, Transidentität und Transsexualität im Kindes- und Jugendalter. reinhardt-verlag.de, Rezension auf socialnet. Der Autor des Buches ist Psychiater / Psychotherapeuten im psychoanalytisch begründeten Verfahren der tiefenpsychologisch-fundierten Psychotherapie. Er hat selbst mitgewirkt an den Standards der Behandlung und Begutachtung von Transsexuellen.
Lemp, Thomas (2020): Geschlechtsdysphorie im Kindes- und Jugendalter. In: Psychische Störungen und Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen. Herausgeber: Remschmidt, Helmut et al.: 2020. thieme-connect.de
Meyenburg, Bernd, Renter-Schmidt, Karin, Schmidt, Gunter (2020): Transidentität in Jugend und Adoleszenz: Zur Veränderung der Sexratio und der Prävalenz in den letzten eineinhalb Jahrzehnten
Lempp, Thomas (2020): Geschlechtsdysphorie im Kindes- und Jugendalter. In: Remschmidt, Helmut et al. (2020): Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Herrmann et al. (2021): Autismus-Spektrum-Störungen in einer Spezialambulanz für Geschlechtsdysphorie: Wie häufig kommt eine Doppeldiagnose vor und was bedeutet die gemeinsame Prävalenz für eine Behandlung?