Frühkindliche Regulationsstörungen

Psychische und Verhaltensstörungen können auch bei sehr jungen Kindern auftreten. Man geht davon aus, dass 14 bis 25% der Vorschulkinder entsprechende Auffälligkeiten zeigen. Störungen im jungen Lebensalter führen zu Leiden und Belastungen der Kindern und ihrer Eltern. Sie stellen außerdem ein Entwicklungsrisiko für das Heranwachsen dar. Eine Regulationsstörung kann im Säuglingsalter und im Kleinkindalter auftreten und zeigt sich in Symptomen wie exzessives Schreien, Ein- und Durchschlafstörungen sowie Ess- und Fütterstörungen. Jeweils einzeln zu diesen Symptomen wurden Modelle zur Verursachung, Aufrechterhaltung und Therapie entwickelt. Regulationsprobleme treten häufig zusammen mit Belastungen oder Störungen der frühen Eltern-Kind-Beziehungen auf. Therapeutische Interventionen richten sich daher an die Bezugspersonen um die Interaktion mit ihrem Kind zu verändern.

Schreien

Es ist normal, dass das Schreien von der Geburt bis zur 6. Lebenswoche immer weiter zunimmt auf durchschnittlich 1,5 bis 2 Stunden am Tag. Danach nimmt es wieder ab  bis zum ersten Geburtstag auf etwa eine Stunde täglich. Besonders in den Abendstunden tritt das Schreien vermehrt auf.

 

Anders als die dargestellte normale Entwicklung stellt anhaltendes exzessives Schreien, welches über das Alter von 6 Monaten hinausgeht, eine Entwicklungsauffälligkeit dar. Exzessives Schreien bedeutet anfallsartiges, unstillbares Schreien ohne erkennbaren Grund bei einem ansonsten gesunden Säugling (ohne dass organische Ursachen vorhanden sind). Als "Schreibaby" gilt ein Säugling, der täglich mehr als drei Stunden schreit und sich kaum beruhigen lässt (an mindestens drei Tagen der Woche über einen Zeitraum von mindestens drei Wochen).

 

Wichtig ist: Oftmals nutzen Eltern von Kindern mit Regulationsstörungen viele wechselnde Beruhigungsversuche (Herumtragen, Schaukeln etc.), die zwar kurzfristig dazu führen, dass das Kind nicht mehr schreit - paradoxerweise beruhigt sich das Kind durch solche Versuche aber nicht wirklich. Die zu intensiven Beruhigungsversuche selbst führen dann zu einer Überreizung, wodurch es in der Folge zu eskalierendem Schreien kommen kann.

 

Früher dachte man, der Grund für langanhaltendes Schreien eines Säuglings seien sogenannten Dreimonatskoliken. Inzwischen geht man davon aus, dass oftmals Blähungen eher die Folge des langanhaltenden Schreiens sind (da das Kind große Mengen Luft schluckt beim Schreien).

Auf keinen Fall

Bei Eltern kann in einer akuten Belastungssituation der Impuls auftreten, ihr Baby zu schütteln. Tun Sie das niemals! Schütteln führt fast immer zu schwersten Schäden für die Gesundheit des Kindes! Bevor Sie die Nerven verlieren: Legen Sie das Baby sicher in sein Bettchen, atmen Sie einige Male tief durch und holen Sie sich Hilfe. Weiterhelfen kann die Telefonseelsorge unter Tel. 0800-1110111 oder das Elterntelefon von der Nummer gegen Kummer unter Tel. 0800-1110550

Links, Literatur & weitere Materialien

Empfehlenswert für Elter ist der Ratgeber Exzessives Schreien, Schlaf- und Fütterstörungen von Margarete Bolten, Eva Möhler, Alexander von Gontard.

 

In Berlin gibt es an mehreren Standorten eine SchreiBabyAmbulanz. Zum Beispiel bietet das Nachbarschafts- und Selbsthilfezentrum in der UFA-Fabrik eine SchreiBabyAmbulanz. Die Berliner Morgenpost hat hierzu einen Artikel veröffentlicht.

 

Das Nationale Zentrum Frühe Hilfen von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bietet hilfreiche Informationen.

 

Die Süddeutsche Zeitung bietet einen Artikel über schreiende Babys

 

Der Arbeitskreis Neue Erziehung in Berlin bietet Hilfestellung für Eltern durch Beratung, Elternbriefe und Elternfilme. Die Elternbriefe werden in Berlin und in ganz Brandenburg kostenlos angeboten durch Fördermittel. Ein kurzer Einblick in einen Film gibt es auf YouTube: