Kernmerkmal der Bulimia nervosa (BN) sind regelmäßig wiederkehrende Essanfälle, bei denen ungewöhnlich große Nahrungsmengen innerhalb einer kurze Zeitspanne gegessen werden. Oft handelt es sich dabei um Nahrungsmittel, die normalerweise von den Betroffenen vermieden werden (z. B. Süßigkeiten). Personen mit einer BN berichten häufig, dass sie sich den Essanfällen gegenüber ausgeliefert fühlen.
Es sind verschiedene Auslöser für Essanfälle möglich, zum Beispiel:
Personen mit einer BN haben häufig anhaltend die Sorge vor einer Gewichtzunahme. Aus Angst, wegen der Essanfälle an Gewicht zuzunehmen, setzen Personen mit BN regelmäßig verschiedene Strategien zur Gewichtskontrolle ein, wie absichtlich herbeigeführtes Erbrechen, übermäßige Bewegung oder Fasten.
Sowohl Essanfälle als auch die Verhaltensweisen zur Gewichtskontrolle sind mit einem starken Schamgefühl verbunden. Dadurch werden beide Verhaltensweisen oft heimlich durchgeführt.
Das DSM-5 (wiki/DSM-5) unterteilt den Schweregrad auf diese Weise:
Wenn eine BN vorhanden ist, liegen häufig auch weitere psychische Störungen vor (wiki/Komorbidität). Dazu gehören z.B. Angststörungen wie die Soziale Phobie, depressive Störungen und ADHS.
Es bestehen Ähnlichkeiten zwischen der BN und der AN vom Binge-Eating/Purging-Typ, also der bulimischen Form der AN. Die Diagnose einer AN ist zu vergeben, wenn Untergewicht vorliegt. Berechnung des BMI
Es gibt drei verschiedene Behandlungssettings. Welches Setting infrage kommt, ist z.B. abhängig von der Schwere der Essstörung. Jedes Setting hat Vor- und Nachteile (vergleiche: Patientenleitlinie S. 26ff).
Stationäre Behandlung: Ein Klinikaufenthalt ist nötig, wenn akute Gesundheitsgefahr besteht und/oder wenn die Betroffenen Abstand vom gewohnten Umfeld brauchen, um die Krankheit zu überwinden. Manche Kliniken haben eine Spezialambulanz für Essstörungen (z.B. die Charité). Dort kann eine anfängliche Diagnostik begonnen werden und die Behandlungsmöglichkeiten erklärt werden.
Die Krankenhaussuche "Weisse Liste" kann genutzt werden für die Suche nach Spezialkliniken für Essstörungen. In Eisenhüttenstadt existiert keine solches Hilfsangebot. Sie sind weiter entfernt wie z.B. Salus Klinik Lindow.
Außerdem gibt es stationäre Angebote der Jugendhilfe. Hierüber kann das Jugendamt / der Allgemeine Soziale Dienst informieren. Zu diesen Angeboten gehören therapeutische Wohngruppen (Beispiel: bitterundsuess.de).
Teilstationäre Behandlung in einer Tagesklinik: Patient*innen sind montags bis freitags tagsüber in einer Klinik. Die Abende, Nächte und Wochenenden verbringen sie zu Hause. Zu Hause in der alltäglichen Umgebung sind Selbstständigkeit und Eigenverantwortung beim Essverhalten gefragt.
Ambulante Behandlung: Die Patient*innen bleiben in ihrem gewohnten häuslichen und sozialen Umfeld. Essstörungen sind psychische Erkrankungen. Deshalb ist eine Psychotherapie der wichtigste Baustein in der Behandlung. Ergänzend dazu erfolgen Termine zur medizinische Behandlung, Beratung und Verlaufskontrolle bei einer Ärztin oder einem Arzt.
Es gibt Patient*innen, die Essanfälle mit Kontrollverlust erleben, dabei aber objektiv nicht eine übermäßige Nahrungsmenge essen, wie sie für die diagnostischen Kriterien einer BN gefordert werden. Sie empfinden diese Mahlzeiten dennoch als zu groß und wenden in der Folge regelmäßig kompensatorische Maßnahmen an wie selbstinduziertes Erbrechen. Für diese Problematik wurde die diagnostische Bezeichnung Purging-Störung vorgeschlagen.
BZgA Essstörungen (bzga-essstoerungen.de)
Bundesfachverband Essstörungen (bundesfachverbandessstoerungen.de)